Mein Blog
Das "Biographische Lexikon zur Pflegegeschichte. Who was who in nursing history" mit seinem Herausgeber Hubert Kolling
Geschrieben am 4. Februar 2025
Vor wenigen Tagen, im Januar 2025, erschien Band elf des "Biographischen Lexikons zur Pflegegeschichte. Who was who in nursing history", das von Hubert Kolling (zuvor: Horst-Peter Wolff) herausgegeben wird. Dieses Lexikon ist mir zu einer Wegbegleiterin geworden. Seit 2012, dem Erscheinungsjahr von Band sechs, arbeite ich mit einzelnen Beiträgen an diesem Lexikon mit. Hubert Kolling kenne ich seit meiner Zeit 1992 bis 1999 in der Sektion Historische Pflegeforschung der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft bei Hilde Steppe.
Angefangen hat es mit einer Biografie zu Antje Grauhan in Band sechs. Auch meine Großmutter, Hilde Auer, erhielt einen Eintrag. Es folgten Biografien zu einzelnen Pflegetheoretikerinnen, Übersetzungen von Biografien aus Lateinamerika und Taiwan. Taka Oguisso aus Brasilien und Chou Chuan Chiang Yao hatte ich beim Nightingale Kongress 2010 in London kennen gelernt. Sie erstellten Biografien, die allerdings aus dem Englischen übersetzt werden mussten, was einiges an Zeit in Anspruch nahm. In Band elf sind Biografien aus Island enthalten, die Marga Thome, eine emeritierte isländische Pflegewissenschaftlerin mit saarländischen Wurzeln erstellt hat. Mit Marga Thome zusammen arbeite ich im Kontext von Heidelberg Alumni International der Uni Heidelberg an einem Komparatistik-Projekt Pflege Deutschland und Island. Die Biografien werden hier eine Bereicherung sein.
Karin Wittneben, eine Pflegewissenschaftlerin der ersten Stunde, die inzwischen verstorben ist, hat in den ersten Bänden zahlreiche Biografien veröffentlicht. Wittneben war eine Vielschreiberin. Diese Biografien habe ich im Handbuch Pflegedidaktik II, 2024 herausgegeben von Roland Brühe und Wolfgang von Gahlen-Hoops, analysiert in der Hoffnung, dass sie dadurch nicht ganz so schnell in Vergessenheit geraten.
Am Biografischen Lexikon kann man die Misere der deutschen Pflegegeschichte deutlich ablesen. Allenthalten wird in der Pflegebubble gefordert, die Pflege aufzuwerten, die Pflegewissenschaft deutlicher an den Universitäten zu verankern, aber wenn es dann darum geht, das Lexikon für die Bibliothek anzuschaffen und mit den Biografien zu arbeiten, dann sieht es recht schnell rabenschwarz aus. Kein Vergleich mit entsprechenden Werken aus der Medizingeschichte in der Medizin.
Dass Hubert Kolling immer noch die Kosten für die Druckfahne, den Versand der Belegexemplare und weiteres auf sich nimmt, obwohl das Lexikon nur wenig nachgefragt ist, rechne ich ihm hoch an. Bleibt zu hoffen, dass irgendwann auch ein Band zwölf wird folgen können, wiewohl es immer schwieriger ist, einen Verlag zu finden.
Vortrag von Sabine Bartholomeyczik über Florence Nightingale, Ev. Kirche Baiertal am 21. Januar 2024 geschrieben am 1. Januar 2025
Gisela Krewing-Rambausek, eine Nurse des Heidelberger Universitätsklinikums, wurde zur Stifterin eines so genannten "Frauenfensters" in der kleinen Evangelischen Kirche in Baiertal bei Wiesloch (Nordbaden). Ihr fehlten, neben Luther und Melanchthon, die Frauen in der Kirche. So entstand die Idee des Einbaus eines Frauenfensters in die Kirchenwand - flankiert von zugehörigen Vorträgen über bedeutende Frauen der Vergangenheit. Diese Vorträge wurden sonntags, anstelle des regelhaften Gottesdienstes, gehalten und erfreuten sich reger Beliebtheit bei der Gemeinde und Bevölkerung in Baiertal. Nach den Vorträgen gab es jeweils ein geselliges Beisammensein mit Kulinarischem und anregenden Gesprächen. Nightingale nun also verewigt in einem wunderschönen Kirchenfenster.
Am 21. Januar 2024 referierte die Heidelberger Pflegewissenschaftlerin und langjährige Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft (DGP) zu eben dieser renommierten Frau der Vergangenheit, zur Pflegewissenschaftlerin Florence Nightingale. Bartholomeyczik sprach über die Vita der Nightingale, über ihre Bedeutung als erste Pflegewissenschaftlerin der Welt, über ihre Bedeutung für Frauen allgemein. Nightingale habe eine Theorie der Pflege entwickelt, die ganzheitlich, gesundheitsfördernd und präventiv ausgelegt sei. Nach dem Vortrag wurde diskutiert und Reinald Schmidt-Richter, ein Heidelberger Pflegehistoriker komplettierte die Aussagen Bartholomeycziks durch profunde pflegehistorische Kenntnisse. Es war eine wirklich gelungene Veranstaltung. Sehr ansprechend, Nightingale auf den PowerPoint Folien direkt neben Luther und Melanthon in den Glaskirchenfenstern zu sehen. Sozusagen auf Augenhöhe. Da gehört sie hin!
Am 7. Februar 1837 hatte Nightingale in ihr Tagebuch geschrieben: "Gott sprach zu mir und rief mich in seinen Dienst." Von Gottes Ruf beflügelt wollte diese mutige Engländerin Menschen retten. Sie war eine durchaus gläubige Christin, deren Lebensziel es wurde, Kranke zu pflegen. Als intelligente und gut gebildete Frau gelang es ihr, das Pflegesystem weltweit zu reformieren. Man spricht heute weltweit vom "Nightingale Style of Nursing". Ihre Leistungen im Krimkrieg, ihre Leistungen beim Aufbau einer modernen Krankenpflegeschule, ihre Beiträge zur statistischen Erfassung von Krankheiten und Erfolgen von Pflege, ihre Pflegetheorie sind exorbitant und es ist meines Erachtens nicht mehr als recht und billig, dass Nightingale nun die evangelische Kirche in Baiertal genauso ziert, wie Luther und Melanchthon dies tun.
Danke an Frau Krewing-Rambausek, der Stifterin des Fensters, für die mutige Idee. Danke an Frau Bartholomeycik für den pointierten Vortrag und Danke an Herrn Schmidt-Richter für die wertvollen Ergänzungen zu Nightingale.
Das Nightingale-Gelübde für Pflegende lautet wie folgt: "Ich gelobe feierlich vor Gott und in Gegenwart dieser Versammlung, dass ich ein reines Leben führen und meinen Beruf in Treue ausüben will. Ich werde mich enthalten von allem, was schädlich und boshaft ist. Ich werde keine schädlichen Arzneien einnehmen oder wissentlich verabreichen." Vielleicht sogar ein klein wenig angelehnt an Hippokrates, dessen diätetische Vorstellungen Nightingale deutlich inspiriert hatten.





Meilensteine 21. Dezember 2024


Am 26. Januar 1957 erblickte ich in dem kleinen Örtchen Obergröningen im Ostalbkreis das Licht der Welt. Die Volksschule (wie man damals noch sagte) besuchte ich in Bergfelden im Neckartal, das Progymnasium später im nahe gelegenen Sulz am Neckar. Ein weiterer Umzug, bedingt durch die Berufstätigkeit meines Vaters als ev. Pfarrer, führte mich an das Gymnasium in Neuenbürg im Nordschwarzwald, wo ich dann auch das Abitur ablegte. Nach dem Abitur verbrachte ich ein Jahr in Israel mit "Aktion Sühnezeichen Friedensdienste". Zum Studium der Theologie zog es mich an die Eberhard Karls Universität in Tübingen und ich genoß Professoren wie Eberhard Jüngel und Jürgen Moltmann. Es folgten eine Ausbildung zur Krankenschwester (auch hier: wie man damals sagte) in Schwetzingen sowie eine mehrjährige pflegerische Berufstätigkeit in unterschiedlichen Krankenhäusern in Heidelberg und Umgebung, hier überwiegend auf internistischen (kardiologischen) Stationen. Im Jahr 1989 beendete ich das Magisterstudium der Erziehungswissenschaft und Ev. Theologie an der Ruperto Carola in Heidelberg, im Jahr darauf, 1990, folgte der Diplomabschluss der Diakoniewissenschaft, ebenfalls an der Ruperto Carola. Auch hier hatte ich das Glück, ausgezeichnete LehrerInnen zu haben, so beispielsweise die ErziehungswissenschaftlerInnen Christiane Schiersmann, Volker Lenhart und Micha Brumlik, sowie die ev. Theologen Manfred Weippert und Theodor Strohm. Eine besondere Erinnerung ist bis heute der pädagogische Stammtisch im Heidelberger Essighaus von Jochen Kaltschmid. Lange Diskussionen bis zur Sperrstunde, viel auch über Pflege mit Egon Bloh, seines Zeichens ebenfalls Krankenpfleger. Mit dem pädagogischen Magisterabschluß konnte ich nun durchstarten als Lehrerin an Pflegeschulen, Schulen für ArbeitserzieherInnen, sowie allgemeinbildenden Schulen. Die zunächst unterrichteten Fächer waren Ethik, ev. Religion, Pädagogik und pädagogische Psychologie, mit der großen Flüchtlingswelle dann im Jahr 2015 wurde ich auch für die pflegerischen Fächer zugelassen. Es war ein akuter LehrerInnenmangel an Pflegeschulen entstanden und ich bekam die Klassenleitung zweier Flüchtlingsklassen übertragen. An der Hochschule in Ludwigshafen lehrte ich zudem Ethik und Softskills.
Es trieb mich aber noch einmal an die Universität zurück. Zwischen 2004 und 2007 promovierte ich am Institut für Geschichte der Medizin (heute: Institut für Geschichte und Ethik der Medizin) bei Wolfgang U. Eckart mit einem pflegehistorischen Thema. Es war dies eine außergewöhnliche Zeit für mich. Die Vorlesungen und Seminare bei Herrn Eckart spannend, auch lernte ich hier den New Yorker Psychoanalytiker Zvi Lothane kennen. Mit ihm besuchte ich Pirna, Wien und seine Geburtsstadt Lublin in Polen.
Ja, was war noch wichtig? Seit 2013 führte mich der Weg des öfteren nach Hermannstadt (Sibiu) in Siebenbürgen, wo ich bei Hochschulleiterin Sorana Braun zunächst sporadisch an der Pflegeschule unterrichtete und dann zur apl. Professorin für die Universität Hygeia berufen wurde. Siebenbürgen vielleicht meine zweite Heimat? Lehraufträge an der SRH Gesundheitshochschule führten mich in die neuen Bundesländer nach Gera.
2017 erfolgte dann endlich ein professoraler Ruf an die Hochschule Fresenius, Carl Remigius Medical School, in Frankfurt am Main. Die Studiengangsleitung des Bachelor-Studiengangs Gesundheits- und Krankenpflege erwarteten mich dort, sowie die Lehrtätigkeit im Bachelor- und Masterstudiengang Medizinpädagogik. Hier studierten zahlreiche NotfallsanitäterInnen, mit denen mich heute noch freundschaftliche Beziehungen verbinden und von denen ich viel gelernt habe. Eine Erfahrung, die mein Leben bereichert hat.
Die Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft hat es mir seit ihren Gründungsjahren (1990) angetan. Ich wurde bei einer Veranstaltung der Schwesternschule der Universität Heidelberg auf die erste Sektion dieses Gesellschaft (damals noch: Verein) aufmerksam, auf die "Sektion Historische Pflegeforschung", damals unter der Leitung der inzwischen lange verstorbenen Hilde Steppe. Der Pflegegeschichte selber bin ich allerdings nur bedingt treu geblieben, die pädagogischen Aufgaben waren dringlicher. So stand in der Frankfurter Zeit der Wechsel in die "Sektion Hochschulische Pflegebildung" an, deren stellvertretende Sektionssprecher ich vier Jahre lang, bis Sommer 2024, gewesen bin. Eine Zeit angenehmer Zusammenarbeit mit Markus Zimmermann, Hochschule Bielefeld, dem Sektionssprecher.
Verheiratet bin ich mit Volker Maneval-Auer, der mit seinen Fotos diesen Internetauftritt (und vieles andere) unterstützt. Wir reisen und campen gerne. Im Moment führt uns unser Weg des öfteren ans Deutsche Weintor und ins Elsaß. Dort können wir uns innerhalb weniger Stunden erholen und die Seele baumeln lassen.